Nein, der Bestand der Kirchen in Klein Lengden und Groß Lengden ist aktuell nicht gefährdet

30. Mai 2023

Bericht im GT mindestens irreführend

Artikel im GT vom 27.5.2023
Artikel im GT vom 27.5.2023

Unter dem Titel „Kirche stellt den Erhalt von Gotteshäusern auf den Prüfstand“ auf der Seite „Thema des Tages“ berichtet das Göttinger Tageblatt ganzseitig: „die seit Jahren anhaltenden Austrittswellen bei den beiden großen christlichen Kirchen zeigen Folgen. Offen wird über die Möglichkeit und sogar über die Notwendigkeit von Kirchenschließungen gesprochen. Auch in Stadt und Landkreis Göttingen werden Kirchen über kurz oder lang geschlossen. Einige Kirchen stehen bereits auf einer Streichliste.“ Vier Bilder zeigen unter anderem die Kirchen in Groß und Klein Lengden die – so die Bildunterschrift – „auf der Prüfliste“ stehen.

Müssen wir also doch um unsere Kirchen in Groß Lengden und Klein Lengden bangen?

Die prinzipielle Tendenz, die das GT beschreibt, ist unzweifelhaft richtig: viele Menschen treten aus der Kirche aus. Eine Folge ist, dass dem Kirchenkreis und damit letztendlich den Kirchengemeinden zukünftig deutlich weniger Geld zur Verfügung stehen wird. Neben den Personalkosten sind die Kosten zur Erhaltung (Beispiel: Sanierung, Reparaturen, etc.) und dem Betrieb (Beispiel: Heizung, Wartung der Orgel) der zum Teil recht alten Gebäude in den Budgets von besonderer Bedeutung.

Kirche und Gemeindehaus in Klein Lengden (Foto: A. Wetzel)
Kirche und Gemeindehaus in Klein Lengden (Foto: A. Wetzel)

Worum geht es also?

Der Kirchenkreis hat schon vor langem einen Ausschuss gebildet, der verschiedene Kriterien erarbeitet hat und an Hand dieser versucht, die Bedeutung der Gebäude für den Kirchenkreis und natürlich für die jeweiligen Gemeinden einzuschätzen. Diese Kriterien sind auf den verschiedenen Ebenen ausführlich und zum Teil sehr kontrovers diskutiert worden. Es war in diesem Zusammenhang klar, dass manche Kirchengemeinden zukünftig keine Fördermittel mehr aus den Töpfen der Landeskirche werden erhalten können, darüber wurde hier bereits berichtet.

Die Anzahl der Kirchenmitglieder für die jeweiligen Gemeinden spielt in diesem Zusammenhang eine bedeutende Rolle, ist aber nicht das einzige Kriterium.

Wenn man so will und wie die Bildunterschrift suggeriert gibt es tatsächlich eine Prüfliste, auf der aber alle Kirchen des Kirchenkreises stehen, denn alle Kirchen wurden nach diesen Kriterien beurteilt. Die Begrifflichkeit im Kirchenparlament (der Kreiskirchensynode) ist eine andere: dort wird unterschieden zwischen Bestandskirchen (deren weiterer Bestand ist sicher) und Prüfkirchen (die sich der Ausschuss erneut und vertieft anschauen wird).

Am 17. November letzten Jahres hat der Ausschuss der Kreiskirchensynode eine Liste vorgelegt, in der die Bestands- und Prüfkirchen aufgelistet sind, dieser Liste hat die Synode zugestimmt. Die beiden Kirchen in Groß Lengden und Klein Lengden sind hiernach Bestandskirchen, d. h. ihr Bestand ist auf absehbare Zeit gesichert.

Für die Prüfkirchen ist noch keine Entscheidung gefallen, über diese Kirchen wird weiter beraten. Eine „Streichliste“ – wie es der Artikel suggeriert - existiert nicht.

Kirche in Groß Lengden (Foto: L. Heinke)
Kirche in Groß Lengden (Foto: L. Heinke)

Übrigens: parallel zu diesen Überlegungen im Kirchenkreis laufen die – mindestens ebenso schwierigen – Diskussionen über die Personaldecke im Kirchenkreis, bzw. in den Regionen, und hier vor allem zunächst um die Pastorenstellen. Für unsere beiden Gemeinden gilt: die Tatsache, dass unsere Kirchen vorläufig gesichert sind, bedeutet leider nicht, dass wir darauf vertrauen können, dass wir bald wieder einen "eigenen“ Pastor oder eine „eigene“ Pastorin im Dorf haben werden.

Was bedeutet das alles für unseren beiden Dörfer, insbesondere natürlich für die Kirchengemeinden? Die Kirchenvorstände haben in der laufenden Legislaturperiode ja bereits die Entscheidung getroffen, die beiden Kirchengemeinden zusammenzulegen. Das wird unseren Stand im Kirchenkreis und in der Region in Zukunft auf jeden Fall stärken. Mehr denn je wird die zukünftige Entwicklung wesentlich davon abhängen, wie sehr den Bürgerinnen und Bürgern in unseren Dörfern ihre Kirchen wichtig sind: dabei geht es nicht nur um die Teilnahme an Gottesdiensten. Wie groß ist beispielsweise das Interesse an weiteren, eventuell auch kulturellen Veranstaltungen in den Kirchen und Gemeindehäusern oder die Beteiligung an den Chören? Lassen sich Bürgerinnen und Bürger zur Wahl der Kirchenvorstände aufstellen? Wie groß ist die Beteiligung an der Wahl? In wieweit haben auch andere Vereine der Gemeinden Interesse, mit der Kirche zusammenzuarbeiten?

Unsere beiden Gemeinden stehen gut da in der Region: der Zusammenschluss der beiden Gemeinden (Verfahren läuft) wird im Kirchenkreis sehr Aufmerksam verfolgt und begrüßt, Aktionen wie der Weihnachtsmarkt (vor Corona, dann leider nicht mehr), das Tischabendmahl Gründonnerstag in Klein Lengden, das Backhaus am Pfarrhaus in Groß Lengden, die Reihe „Gottesdienst einmal anders“ in Klein Lengden, die guten Chöre, sind auch innerhalb der Region Besonderheiten.

Schlussendlich geht es nicht (nur) um den Erhalt der Kirchen, es geht auch um ein lebendiges Dorfleben, zu dem die Kirchengemeinden beitragen.

Sie haben Fragen? Sie haben Ideen, auch für einzelne Aktionen? Sie möchten die Gemeindearbeit mit- und weiterentwickeln? Sprechen Sie jemanden vom Kirchenvorstand an, schreiben Sie uns: per Mail an die Website oder ans Gemeindebüro oder stecken Sie eine Nachricht in den Briefkasten am Gemeindehaus Klein Lengden oder am Pfarrhaus Groß Lengden.

Wir freuen uns.