Reformation und Re-Formation

04. November 2023

 

Fast hätte man denken können, das Treffen sei von langer Hand auf gerade diesen Termin hin geplant worden: ausgerechnet am Reformationstag trafen sich die Delegierten aus den Gemeinden der Region gleichen/Göttingen Süd zu einer moderierten Tagesklausur im Pfarrhaus der Kirchengemeinde Groß Lengden. Thema: Welche Folgen und Chancen ergeben sich aus der Regionenbildung, wie kann mit deutlich geringeren Ressourcen kirchliche Arbeit in der Region Gleichen/Göttingen Süd gestaltet werden, es ging also um Reformation im engeren und weiteren Sinn.

Kurz nochmal zur Vorgeschichte: Die Vorgaben der Landeskirche erwarten die Gründung einer die Region umfassenden Körperschaft zum Ende des Jahres 2024, sollen nicht Mittelkürzungen für diese Region greifen. (Siehe hierzu auch hier und hier auf dieser Website.

Um Missverständnissen vorzubeugen: dieser Prozess der Regionsbildung steht in keinem inhaltlichen Zusammenhang mit dem Zusammenschluss der beiden Kirchengemeinden Groß Lengden und Klein Lengden, dieser Prozess läuft zwar zeitgleich, aber unabhängig davon.

Die aus den Kirchenvorständen benannten Vertreterinnen und Vertreter in der Regionkonferenz hatten und haben die Aufgabe, diese Körperschaft vorzubereiten. Dabei ging und geht es nicht nur um verwaltungstechnisches. Vielmehr ergeben sich erhebliche Herausforderungen aus zum Beispiel Stellen- und Finanzkürzungen. Wie können die bisher weitgehend unabhängig voneinander agierenden Gemeinden zukünftig zusammenarbeiten. Dazu hatte es bereits in den Vormonaten einige Sitzungen gegeben aber es zeigten sich erhebliche Schwierigkeiten, die in den Gemeinden unterschiedlich gewachsene Strukturen und die zukünftigen Anforderungen zu synchronisieren oder wenigstens zu koordinieren. Die Regionkonferenz hatte daher ein moderierten Klausurtag beschlossen, und der war eben am 31. Oktober.

Von 9:30 bis 17:30 Uhr berieten die Delegierten zusammen mit der zukünftigen Kreisjugenddiakonin Jasmin Andrecht und unter der kompetenten und stringenten Leitung von Frau Christiane Kausch und trafen Entscheidungen und legten das weitere Vorgehen fest.

Und die Liste der Themen war umfangreich: Mögliche Anzahl der Gottesdienste in den einzelnen Gemeinden, Vertretungslösungen, gemeindeübergreifenden Konfirmandenunterricht, Finanzierungsfragen, gemeinsame Gemeindebüros, Vernetzung der Kommunikationsstrukturen, Erstellung einer Satzung etc.

Die Delegiertenkonferenz ist nicht befugt bindende Beschlüsse zu fassen, denn allen Beschlüsse müssen die jeweiligen Kirchenvorstände der Gemeinden zustimmen, das verlangsamt den Entscheidungsprozess erheblich. In sofern haben alle Beschlüsse der Delegierten lediglich Vorschlagscharakter und werden hier nicht dargestellt.

 

 Am Ende der Konferenz war die einhellige Meinung aller Beteiligten: das war ein sehr produktives Treffen, der Aufwand hat sich gelohnt. Der Dank Aller ging an Martina Stietenroth für das „Catering“ über den gesamten Tag und Frau Kausch, die diesen schwierigen Prozess immer wieder auch mit beharrlichem Nachfragen zu konkreten Ergebnissen und weiteren Terminen voranbrachte.

Kirche Groß Lengden (Foto: I. von der Heyde)
Kirche Groß Lengden (Foto: I. von der Heyde)

Der folgende Reformationsgottesdienst in der Kirche war sehr gut besucht. Viele Besucher kamen auch aus anderen Gemeinden der Region und erlebten eine etwas andere Form des Gottesdienstes: Hauptsächlich gestaltet von Prädikantin Ilona Raupach und Pastorin Julia Kettler, unterstützt von Pastorin Uta Callies und Vikar Sascha Weinkauf hatte der Gottesdienst eine lockere Atmosphäre. Beiträge zu den Gebeten auch aus dem „Publikum“, gestützt von zwei wunderbaren Liedern von Canto Allegro unter der bewährten Leitung von Ona Stoertz ging die Dialogpredigt der Frage nach: was würde wohl Martin Luther zu seiner Kirche heute sagen? Eine Tür im Altarraum diente in der Erinnerung an das Anschlagen der Thesen von Martin Luther an die Schlosskirche zu Wittenberg. Die beiden Pastorinnen brachten auch dort ihre Thesen zu einer reformierten aktuellen Kirche an:

  • Kirche ist kein Selbstzweck, sondern hat eine Aufgabe.
  • Das Evangelium kann jede / jeder von uns weitergeben.
  • Kirche ist Gemeinschaft.
  • Ecclesia semper reformanda! Die Kirche muss immer reformiert werden.
  • Kirche ist: Nächstenliebe.
  • Theologische Bildung ist wichtig.
  • Der 10:00 Uhr Sonntagsgottesdienst ist kein Gesetz.

Sie luden die Anwesenden ein, sich mit eigenen Thesen zu beteiligen.

Klar formulierte Fürbitten, Vaterunser, Danksagung und Segen schlossen diesen Teil des Tages ab.

 

Zum Abschluss des Tages lud das Team des Backhauses am Pfarrhaus alle zu Kleinigkeiten aus dem Backofen ein: Flammkuchen, Zwiebelkuchen aber  auch einige Süße Besonderheiten kamen frisch aus dem Ofen und sorgten bei einigen Getränken für einen stimmungsvollen Abschluss des Tages – eine gute Gelegenheit für alle, sich noch einmal gemeindeübergreifend ins Gespräch zu kommen und sich zu den unterschiedlichen Aspekten des Tages auszutauschen.